• 20.05.2011 17:07 - Die gute alte Vespa ist wieder da und bringt Fussbremse, Reserverad und Handschaltung mit !
von Nobbi in Kategorie Allgemein.

Die gute alte Vespa ist wieder da und bringt Fussbremse, Reserverad und Handschaltung mit !



Zugegeben, es ist irgendwie schon ein komisches Gefühl, nach Jahren wieder einmal einen Roller per Kickstarter zum Leben zu erwecken. Zwar hat die neue Vespa PX 125 (Preis: 4995 Fr.) auch einen elektrischen Anlasser, doch für unsere Probefahrt mit dem traditionsreichen Gefährt lassen wir uns das altbewährte Startritual nicht entgehen. Schon beim zweiten Versuch singt das 125er-Motörchen den klassischen Zweitakt-Beat. Sin-di-di-di-di-di-ding – klock – mit einem kurzen Dreh am Schaltgriff links rastet der erste Gang ein. Dosiert Gas geben und die Kupplung gefühlvoll kommen lassen. Wie in früheren Jahren quittiert die neue alte Wespe zu schnelles Einkuppeln und eine zu hohe Drehzahl mit einem zünftigen Sprung nach vorne.
Übung macht den Meister, das gilt insbesondere für das zu Beginn nicht ganz einfache Schalten der Gänge, und dazu kommt man im hektischen Stadtverkehr zur Genüge. Schon nach ein paar Metern ist der erste Gang aufgebraucht. Wer beim Wechsel in den zweiten den Schaltgriff zu wenig weit dreht, findet sich im Leerlauf, wer ihn nur ein kleines bisschen zu weit dreht, irgendwo zwischen dem zweiten und dritten Gang. Und wenn das passiert, steht man – was die Beschleunigung angeht – sozusagen wieder am Anfang. Diese und zahlreiche weitere Vespa-typische Eigenheiten haben in der nun 65-jährigen Geschichte der legendären Rollermarke Millionen von Fahrerinnen und Fahren gehasst, gleichzeitig jedoch auch lieben gelernt.
Vom Flugzeug zum Roller

Angefangen hat alles nach dem Zweiten Weltkrieg, als es darum ging, mit einem wirtschaftlichen, leicht zu handhabenden und für jedermann erschwinglichen Verkehrsmittel dem grossen Motorisierungsbedarf der italienischen Bevölkerung nachzukommen. Aus Restbeständen des bis dahin in der Flugzeugproduktion tätigen Unternehmens konstruierte der findige Ingenieur Corradino D'Ascanio den ersten Roller. Als der Firmeninhaber Enrico Piaggio das skurrile Gefährt zum ersten Mal sah, soll er nur gemeint haben: «Sieht ja aus wie eine Wespe.»

Nach Italien mobilisierte die Vespa ganz Europa. Bereits in den sechziger Jahren, zur Blütezeit der Hollywoodfilme, war die Vespa das Kultfahrzeug schlechthin und galt schon damals als Synonym für alle Roller. Zahlreiche Schauspielerinnen, Schauspieler, Regisseure und Filmemacher benutzten das trendige Gefährt als praktisches Transportmittel in den oft sehr weitläufigen Filmarealen. Dazu war die Vespa der Star in unzähligen Filmen wie «Roman Holiday» mit Audrey Hepburn und Gregory Peck, in «La Dolce Vita» mit Anita Ekberg und «America» mit Anthony Quinn. John Wayne, Gary Cooper und Henry Fonda waren von der Vespa ebenfalls begeistert.
Erfolg mit dem Klassiker

65 Jahre nach der Vorstellung des ersten Modells ist das unvergleichliche Original noch immer der berühmteste, beliebteste und am meisten verkaufte Roller weltweit. Über 150 verschiedene Vespa-Modelle, -Versionen und -Varianten hat Piaggio bis heute konstruiert und dabei rund 17 Millionen Fahrzeuge produziert. Von 1977 bis 2008 in nahezu unveränderter Form produziert, ist die über 3 Millionen Mal verkaufte PX eine der erfolgreichsten Vespas aller Zeiten. Drei Jahre nach der Einstellung der Produktion veranlassen die Verkaufserfolge der indischen Lizenzmarke LML Piaggio nun dazu, die PX dezent aufgefrischt und abgasbereinigt nochmals ins Sortiment aufzunehmen. Im Zweitakt und mit lediglich 6,5 PS vermag das 125er-Motörchen zwar keine Stricke zu zerreissen, doch zum sorglosen «Mitschwimmen» im Verkehr reichen die 80 Kilometer pro Stunde Spitzengeschwindigkeit allemal – zumindest, solange es nicht bergauf geht. Verzögerungen erfordern kräftiges Zupacken am Handhebel beziehungsweise einen starken Tritt aufs Bremspedal.

Dass die XP auch in fahrdynamischer Hinsicht mit modernen Scootern nicht mehr mithalten kann, wird ihr kaum jemand übel nehmen. Mit in technischer Hinsicht überholten Radaufhängungen und kleinen 10-Zoll-Rädern muss insbesondere den schlechten Strassenverhältnissen Tribut gezollt werden. Zeitgemäss ist indes die Verarbeitung, wenngleich auch hier der Wille zum Sparen an allen Ecken und Enden sichtbar ist. Einen Stauraum unter der Sitzbank sucht man genauso vergebens wie die Windschutzscheibe oder eine Multifunktionsanzeige. Dafür gibt es ein Handschuhfach, ein Reserverad und das intensive und emotional starke Fahrerlebnis, das eben nur ein Roller wie die Original-Vespa mit Handschaltung bieten kann.



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