Fahrbericht Schicker, leichter, wendiger - Piaggio verpasst seinem Dreirad-Roller ein fetzigeres Image und eröffnet damit eine neue Modell-Reihe.
Schwer hat’s in Österreich, wer abseits des Mainstreams fährt. Diese Erfahrung muss (auch) Piaggio machen. Denn der Dreirad-Roller MP3, der mit dem Doppelvorderrad an der aufwendigen Parallelogramm-Aufhängung, setzt sich bei uns nur zögerlich durch. In Mitteleuropa ist es generell ähnlich. In Südeuropa hingegen ticken die Rollerfahrer anders. Im Herkunftsland Italien und vor allem in Frankreich sind die Dreiradler nicht mehr aus den Stadt-Bildern wegzudenken.
Das ist nicht nur eine Preisfrage, denn eine stattliche Zahl an MP3s wurde seit dem Marktstart im Jahr 2007 bereits unter die Leute gebracht. Bisher waren es rund 80.000 Stück, in allen bisherigen Motorisierungs- und Leistungsvarianten: 125, 250, 300 und 400 ccm. Auch eine Hybrid-Version gibt es und 500er, die als "Fuoco" unter der Flagge der Piaggio-Konzern-Tochter Gilera fahren.
Woran liegt’s, dass hierzulande so wenige Leute auf den ungewöhnlichen Italiener abfahren? Wohl auch daran, dass man in unseren Breiten den Vorteil der doppelten Front-Traktion nicht so lässig und nonchalant goutiert wie unsere südlichen Nachbarn. Bei uns gelten nicht allein unter Motorradfahrern drei Räder als höchst uncool. Und Nicht- oder Noch-nicht-Biker scheint das auffällige Gefährt ein wenig abzuschrecken, zumal die Dreirädrigkeit keine Umfall-Versicherung ist: Trotz breiter Frontspurigkeit ist und bleibt der MP3 fahrtechnisch und -physikalisch ein Einspur-Gefährt.
Einiges wurde unternommen, den Dreirad-Scooter einem breiteren Publikum schmackhaft zu machen. Aktiv wurde 2009 der Österreich-Importeur für Piaggio, Josef Faber, mit einem Umbau: einer Spurverbreiterung um 4,5 Zentimeter. Damit wird der MP3 zum Leichtfahrzeug und darf mit B-Schein gefahren werden. Eine Anregung, die der Hersteller in weiterer Folge aufgenommen hat. Piaggio bietet seit dem Vorjahr eine Version mit dem Zusatz LT (large tread) in Serie an.
Der nächste Schritt ist jetzt ein neues Modell: Dafür hat man sich eine interessante Modellbezeichnung einfallen lassen: Yourban. Nachdem Piaggio dem neuen Dreiradler-Modell ein jüngeres, fitteres und fescheres Outfit verpasst hat, könnte man meinen, es wäre eine Kombination aus "young" und "urban". Nein: Es ist "your" und "urban". Als solcher ist der Neue um 15 Kilo leichter und um zwölf Zentimeter in der Gesamtlänge sowie um fünf Zentimeter im Radstand kürzer. Etliche Stil-Elemente hat er vom im Vorjahr rund-erneuerten Großrad-Roller Beverly geerbt, unter anderem das Front-Design. Etwas geschrumpft ist der Tankinhalt, von zwölf, auf 10,8 Liter. Kleiner ist auch der Stauraum unter der Sitzbank, zwei Jethelme passen aber trotzdem noch rein.
In dieser Konfiguration kann es der Dreiradler jetzt recht locker mit Zweiradlern aufnehmen - was die Agilität betrifft. Das Handling ist spürbar leichter, der Yourban ist um ein Eck wendiger als sein klassischer Bruder (der übrigens im Programm bleibt). Auch der Yourban wird in Österreich in der LT-Version angeboten. Der Marktstart ist für den Lauf des späte(re)n Frühjahrs angekündigt. Den Anfang wird der 300 ie machen. Aktions-Preis: 6.799,- Euro. Listenpreis: 7.500,- Euro. Der 125er kommt später nach und wird voraussichtlich knapp unter 5.000,- Euro kosten.
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