• 08.02.2011 00:17 - Etikettenschwindel? ADAC-Stichprobe ergibt: Aral verkauft E5 als Biosprit E10 – der Kunde zahlt
von Nobbi in Kategorie Allgemein.

Etikettenschwindel? ADAC-Stichprobe ergibt: Aral verkauft E5 als Biosprit E10 – der Kunde zahlt


Aral hat als erster Mineralölanbieter begonnen, seine Tankstellen auf den neuen E10-Superkraftstoff umzustellen. Die ADAC-Online-Redaktion nahm das zum Anlass, am Donnerstag in Bayern stichprobenartig zu überprüfen, ob auch drin ist, was drauf steht. Unser Ergebnis: 12 von 13 Tankstellen, die E 10 offiziell anbieten, hatten kein E10 in der E10-Zapfsäule, sondern E5. Bei Aral hatten alle elf überprüften Tankstellen in den E10-Tanks reines E5. Folge für Autobesitzer, deren Fahrzeug kein E10 verträgt: Sie tankten völlig unnötig das 5 Cent teurere Super 95 E5, das als Bestandschutzsorte angeboten wird – zumindest am Tag der Stichprobe.

Der ADAC wird die Umstellung auf die Kraftstoffsorte E-10 an den Tankstellen in den nächsten Wochen sehr kritisch verfolgen. Dabei werden wir darauf achten, dass in den Tank das kommt, was auf der Zapfsäule steht. Denn aktuell scheint zwar die Umetikettierung an den Tanksäulen zu erfolgen, noch nicht aber die Befüllung der Lagertanks, wie die aktuelle Stichprobe an 13 Tankstellen ergab. Dabei unterschiedliche Preise für ein- und dasselbe Produkt zu verlangen, ist unseriös und nicht akzeptabel.

Daher werden wir die Preisentwicklung beim neuen Kraftstoff E 10 und beim Super E 5 genau verfolgen und uns gegen unberechtigte Gewinnmitnahmen zur Wehr setzen. Den Autofahrern empfehlen wir dringend, die Preise noch genauer zu vergleichen und diejenigen Tankstellen anzufahren, die Super E 5 zu einem fairen Preis anbieten.

So liefen die Stichproben: Es ist 8.45 Uhr, als wir vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg aufbrechen. Unser Ziel: Bei Tankstellen in den Regionen Landsberg, Augsburg und Bamberg Proben entnehmen von dem seit einigen Tagen angebotenen neuen Biosprit E10. Wir wollen herausfinden, ob der Sprit, der aus der Zapfpistole kommt, wirklich E10 mit bis zu zehnprozentigem Bio-Ethanol-Gehalt ist, oder der bisher handelsübliche E5-Kraftstoff, der nur bis zu fünf Prozent Bio-Ethanol enthält.

Für Fahrzeuge, die E10 vertragen, ist der neue Sprit kein Problem. Doch für drei bis vier Millionen Fahrzeuge aus dem aktuellen Bestand sieht das anders aus. Sie dürfen auf keinen Fall mit E10 betankt werden, sonst drohen Motorschäden. Für diese Fahrzeuge hat der Gesetzgeber vorgesehen, dass weiterhin eine Bestandsschutzsorte mit maximal fünf Prozent Ethanol angeboten werden muss. Super 95 in E5-Qualität wird seit Neuestem zum gleichen Preis angeboten wie das klopffestere Super Plus, und das kostet im Schnitt 5 Cent mehr. Wer also jetzt an die Tankstelle fährt und zu E5 greift, weil sein Auto E10 nicht verträgt, oder weil er Zweifel hat, zahlt unter Umständen mehr für das gleiche Produkt.
Unser erstes Ziel ist eine OMV-Tankstelle. E10 kostet hier 1,479 Euro. Super E5 wird zum gleichen Preis wie Super Plus angeboten: 1,539 Euro. ADAC-Techniker Carsten Graf befüllt den Testbehälter mit 0,2 Liter E10. An der Kasse fragen wir, ob denn auch E10 in den Tanks sei. Die Antwort lautet: „Wo E10 draufsteht, ist auch E10 drin“. Auf die Frage, was man tun solle, wenn man Zweifel habe, ob das Auto den neuen Sprit tanken könne, rät das Personal uns, besser die E5-Sorte zu nehmen und beim Fahrzeughersteller nachzufragen. Sie selbst geben keine Auskunft über die Verträglichkeit.

Wir fahren weiter Richtung Augsburg. E10 ist noch nicht besonders verbreitet. Wir passieren etwa 15 Tankstellen unterschiedlicher Marken. Keine hat den neuen Sprit im Angebot. In Lagerlechfeld werden wir fündig. Eine Aral hat E10 an der Preistafel und auch an den Zapfsäulen. Wie zuvor bei OMV kostet E5 soviel wie Super Plus. Ausgeschenkt wir der Bestandsschutz-Saft an einer einzigen Zapfsäule. Wir nehmen die Probe und fragen, ob E10 in den Tanks sei. Die Kassiererin hat keine Antwort, rät aber zu E5. Sie drückt uns zum Abschied ein Infoblatt in die Hand, auf dem die Hotlines der Autohersteller aufgelistet sind. Außerdem liegt eine modellbezogene Verträglichkeitsliste aus.

Bei unserer weiteren Suche machen wir die nächste Entdeckung: Bis auf Aral und die OMV-Tankstelle vom Start hat anscheinend noch keine andere Marke auf E10 umgestellt. Wir ziehen bei vier weiteren Aral-Tankstellen Proben. Mal bekommen wir zu hören, sie hätten den Sprit seit Wochenbeginn, mal seit dem Vortag. Immer wieder heißt es, wir sollten besser E5 tanken. Dann die Überraschung im Augsburger Industriegebiet. Eine HEM-Tanke hat E10 im Angebot. Ebenfalls überraschend: E5 kostet hier genau so viel wie E10. Wer hier zum Bestandsschutz greift zahlt wenigstens nicht drauf.
Einige Kilometer weiter machen wir wieder an einer Aral halt. Die Zapfsäulen tragen alle bis auf eine einzige E5-Säule die E10-Kennzeichnung. E5 wird schon zum 5 Cent teureren Preis angeboten. Die Kassiererin gibt zu, dass in den Tanks noch kein E10 drin sei. Das würde erst am Abend gegen 18 Uhr angeliefert. Man könne also auch problemlos aus den E10-Pistolen zapfen. Warum steht dann schon E10 darauf?

Kurz vor 16 Uhr erreichen wir Bamberg. Auch hier zeigt sich schnell: E10 gibt es nur bei Aral. Routiniert nehmen wir unsere Proben und stellen die obligatorischen Fragen. Genauso routiniert scheinen aber auch die Tankstellenmitarbeiter zu antworten. Wo wir auch auftauchen, bekommen wir das gleich zu hören: In den Tanks ist seit Montag E10. Wer Zweifel hat, tankt besser E5. Lediglich bei der letzten Tanke, die wir anfahren, heißt es: „Die Tanks waren am Wochenbeginn so gut wie leer, mittlerweile haben wir aber schon mehrfach Lieferungen bekommen.“ Wie viel Prozent mittlerweile in den Tanks sei, kann die Kassiererin nicht sagen. Auch hier wieder der Rat: „Tanken Sie besser E5.“

Eine Stunde später verlassen wir Bamberg mit fünf weiteren Proben im Gepäck. Unterwegs rufen wir im Labor an: Die ersten beiden Proben sind analysiert. Das Ergebnis: Der Sprit von der OMV-Tankstelle enthält 7,3 Prozent Ethanol und ist damit echtes E10. Das vermeintliche E10 von unserer ersten Aral-Tanke hingegen hat sich mit 4,9 Prozent Ethanolgehalt als E5 entpuppt. Mehr
Ergebnisse liegen am Donnerstag um 19 Uhr, als wir die restlichen Proben im Labor abgeben, noch nicht vor.
Als wir am Freitag das endgültige Ergebnis der Analysen erhalten, haben wir Gewissheit: Außer an der OMV-Tankstelle war nirgends E10 in den Tanks. Alle Proben enthielten maximal 4,9 Prozent Ethanol. Ärglich für alle Autofahrer, die seit unserem Test aus Unsicherheit, oder weil sie müssen, zur E5-Pistole gegriffen haben. Denn sicher ist: Diese Kunden haben draufgezahlt. Bei einer Tankfüllung von 55 Litern macht das immerhin 2,75 Euro. Warum das Ganze? Wir bleiben dran.

Bericht vom ADAC



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